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IG Metall Bielefeld - Erster Streiktag 2021

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1500 Beteiligte an ersten Warnstreikaktionen in Bielefeld

Die IG Metall Bielefeld hat ab heute begonnen, die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie aus der Region zu Warnstreiks aufzurufen. Am Freitag, den 5. März, waren unter anderem die Betriebe Eisengießerei Baumgarte, Parker Hannifin, Euscher und Gestamp beteiligt.

In diesen und weiteren Betrieben legten die Beschäftigten die Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice eine Stunde eher nieder.

Bei Gestamp Umformtechnik in Brackwede versammelten sich die Beschäftigten zu einer Kundgebung vor dem Tor.

„Die IG Metall ist auch in komplizierten Zeiten kampffähig. Das haben wir heute bei Gestamp eindrucksvoll unter Beweis gestellt“, sagte Ute Herkströter, Geschäftsführerin der IG Metall Bielefeld.

Herkströter wies darauf hin, dass sich neben den 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung weitere 1000 Beschäftigte im Homeoffice, an Frühschlussaktionen in allen Schichten oder bei einem Online-Warnstreik an der Arbeitsniederlegung beteiligt haben.

Die IG Metall fordert in der aktuellen Tarifrunde ein Entgelt-Volumen von 4 Prozent bei 12 Monaten Laufzeit, das zur Stabilisierung der Einkommen oder zur Sicherung von Beschäftigung dienen soll. Außerdem will die IG Metall einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge schaffen und die Perspektiven für Auszubildende und dual Studierende verbessern.

Ute Herkströter sagte: „Zu all den Themen gibt es nach vier Verhandlungsrunden keine konkreten und verbindlichen Vorschläge der Arbeitgeber. Die Warnstreiks sind eine Antwort der Beschäftigten auf diese Verweigerungshaltung.“

Ute Herkströter erläuterte, dass die Arbeitgeber beim Entgelt-Volumen bis jetzt kein echtes Angebot für 2021 und eine tabellenwirksame Erhöhung erst in der zweiten Jahreshälfte 2022 angeboten hätten. Und davon soll auch noch in den Betrieben – ohne Rücksprache mit IG Metall oder Betriebsrat - abgewichen werden können. Herkströter: „Die Beschäftigten haben ihre letzte tabellenwirksame Entgelterhöhung im Jahr 2018 erhalten. Viele haben durch Kurzarbeit finanzielle Einbußen hinnehmen müssen. Außerdem ist die Binnennachfrage zurzeit ein Klotz am Bein der Konjunktur. Der Konsum muss angekurbelt werden, damit die Krise schnell überwunden wird. Alles das spricht für eine maßvolle Entgelterhöhung. Es braucht jetzt ein klares Signal für die Zeit nach der Krise und kein predigen von Verzicht.“

Herkströter wies darauf hin, dass dieses Entgelt-Volumen in Betrieben, denen es nicht gut geht, eingesetzt werden solle, um Beschäftigung zu sichern. Die Bewältigung der letzten großen Wirtschaftskrise 2010 habe gezeigt, wie wichtig es sei, dass die Mannschaft an Bord bleibt. So sei es gelungen, nach Ende der Krise wieder schnell Fahrt aufzunehmen und aus dem wirtschaftlichen Tal zu kommen. „Wir brauchen eine Absenkung der Arbeitszeit, zum Beispiel auf eine 4-Tage-Woche, mit Teilentgeltausgleich. Das ist ein wichtiges Instrument zur Beschäftigungssicherung in unsicheren Zeiten“, so Herkströter.

Herkströter bezeichnete zudem in ihrer Rede vor den Warnstreikenden das Verhalten der Unternehmen in Sachen Ausbildung als Skandal: „Im Krisenjahr 2020 ist die Zahl der Ausbildungsverträge bundesweit um über zehn Prozent gesunken. In diesem Jahr wollen erneut 11,3 Prozent der Betriebe Ausbildungsplätze reduzieren. Auch die Übernahme Ausgebildeter ist 2020 deutlich zurückgegangen. Im Juni 2020 wollten über 15 Prozent der Metall- und Elektroindustrie Betriebe Ausgebildete weniger oder gar nicht übernehmen. Diese Zahlen sind skandalös“, so Herkströter.

Damit seien die Fachkräfte der Zukunft die ersten, die dem kurzsichtigen Agieren der Unternehmen zum Opfer fielen. Herkströter: „Damit wird jungen Menschen in ohnehin extrem schwierigen Zeiten die Zukunft verbaut. Außerdem wird die Zukunftsfähigkeit eines Betriebes riskiert. Wer Fachkräfte will, muss auch ausbilden. Darum fordern wir den Erhalt und Ausbau guter Ausbildung auch in der Krise sowie die Übernahme für alle. Und wir wollen, dass endlich auch die dual Studierenden unter den Schutz von Tarifverträgen fallen. Hier erwarte ich mehr als betretenes Schweigen von den Arbeitgebern in dieser Tarifrunde.“

Bilder von der Aktion bei Gestamp (c)IG Metall Bielefeld