Im Stadion beginnt wenige Minuten später die Verhandlung. Dass die Wirtschaftslage hervorragend ist, ist zwischen den Tarifparteien unstrittig. Von Arbeitgeberseite heißt es: "Die Daten sind wie sie sind." Die Wirtschaft wächst 2017 zum achten Mal in Folge! Erst kurz vor Ende der Verhandlung verschärft sich der Ton: Die Arbeitgeber fordern mehr statt weniger Arbeitszeit: Die Begrenzung der 40 Wochenstunden auf 18 Prozent der Belegschaft müsse fällen, Sogenannte Flexibilisierungshemmnisse wie Zuschläge müssten beseitigt werden. Ruhezeiten sollten gekürzt und Höchstarbeitszeiten ausgeweitet werden.

Wir wollen mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit für alle Beschäftigten erreichen. Bisher geht die Flexibilisierung der Arbeitszeit in den Betrieben einseitig zu Lasten der Beschäftigten. Damit wollen wir Schluss machen. Flexibilität darf keine Einbahnstraße sein, sagte Eva Kerkemeier, 1. Bevollmächtigte, IG Metall Bochum-Herne.
Die Arbeitgeber gehen "mit der Kettensäge durch den Tarifvertrag" empört sich Andreas Papke, Betriebsratsvorsitzender von Eaton Germany in Lohmar. Die Ansage der Arbeitgeber sei "ein Weckruf".
Die Wahloption auf kürzere Arbeitszeit ist auch für Unternehmen gut, weil sie dadurch attraktiver werden etwa für Arbeitnehmer, die Kinder zu betreuen oder Angehörige zu pflegen haben, betont Eva Kerkemeier 1. Bevollmächtigte. Wer sich heute als Arbeitgeber modernen Arbeitszeitinstrumenten verweigert, der wird morgen ohne Fachkräfte dastehen. Daher ist es wichtig, tariflich geregelte Ansprüche auf flexible Arbeitszeiten anzubieten, die sich an den unterschiedlichen Bedürfnissen und Lebensphasen der Beschäftigten orientieren.
Auch in NRW gibt es einen Zuwachs der Produktion Zur Zurückhaltung gibt es angesichts dieser Prognosen keinen Grund. Im Gegenteil: Die Wirtschaftsdaten sind eine gute Grundlage, um Entgeltsteigerungen für die Beschäftigten durchzusetzen, erklärt Eva Kerkemeier, 1. Bevollmächtigte in Bochum-Herne. Mit unserer Forderung nach 6 Prozent setzen wir unsere verlässliche Tarifpolitik fort.
Fotos: Thomas Range