Gewerkschaftsfrauen auf Spurensuche nach kämpferischen Aachener Frauen
Der Internationale Frauentag hat eine lange Tradition. Demonstrationen und Streiks von Textilarbeiterinnen Mitte des 19. Jahrhunderts gelten als Ursprung des Frauentags. 1911 beim ersten offiziellen Internationalen Frauentag gingen über eine Millionen Frauen für das aktive und passive Wahlrecht auf die Straße.
Gewerkschaftsfrauen der DGB-Gewerkschaften sowie die Angehörige der Betriebsseelsorge im Bistum Aachen am 12.03.2017
Dieser Tage schließen sich wieder viele Menschen solidarisch zu Frauenprotestmärschen zusammen. Nicht nur beim Women’s march, bei dem sich eine halbe Millionen Menschen am Tag nach der Einführung Donald Trumps beteiligten – auch in anderen Ländern, wie etwa in Polen gegen die Abschaffung des Abtreibungsrechts oder in Argentinien gegen Gewalt an Frauen – steht der Kampf für Frauen- und Menschenrechte im Fokus.
Auf einen Frauenmarsch machten sich zum Internationalen Frauentag auch die Gewerkschaftsfrauen gemeinsam mit der Betriebsseelsorge. Sie gingen auf Spurensuche nach kämpferischen Aachener Frauen. Denn nicht nur Männer, auch viele Frauen, beteiligten sich an der Entwicklung Aachens. So startete die Tour am Anna-Sittarz-Platz. Sie zählt zu den Initiatoren des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, der 1945 in Aachen gegründet wurde.
Diese kleine Reise zu mutigen Frauen im Wandel der Aachener Geschichte zeigte, dass Frauen noch nie zu „Heimchen am Herd“ herabgewürdigt werden konnten. Frauen waren schon immer als Pionierinnen unterwegs und haben ihre Fußspuren in Verlauf der Geschichte hinterlassen.
Auch heute treten Frauen für ihre Interessen ein. Sie übernehmen Aufgaben in Politik und Wirtschaft, im kulturellen und sozialen Bereich und formen so unsere Stadt, unser Land und die ganze Welt.
„Jedoch haben wir über ein Jahrhundert nach dem ersten Frauentag noch keine endgültige Gleichstellung zwischen den Geschlechtern erreicht. Frauen verdienen in Deutschland immer noch 21% weniger als Männer. In Paarhaushalten mit Kindern ist die Kombination eines männlichen Vollzeitbeschäftigten und einer weiblichen Teilzeitbeschäftigten die häufigste Erwerbskonstellation. Viele Frauen arbeiten damit ungewollt in Teilzeit und übernehmen den Großteil der Sorge- und Hausarbeit“, erläutert Ann-Katrin Steibert, zuständig für Frauen- und Gleichstellungspolitik beim DGB.
Aus diesem Grund machen sich die Aachener Gewerkschaftsfrauen am Internationalen Frauentag stark für die eigenständige Existenzsicherung von Frauen. „In der Politik werden viele Sonntagsreden geschwungen, wenn es um Gleichstellungspolitik geht. Wir wollen, dass der Gesetzgeber handelt und wirkungsvolle Maßnahmen in die Wege leitet“, so die Gewerkschaftssekretärin.
Ein Rechtsanspruch auf befristete Teilzeit ist wichtig und wir begrüßen dieses Gesetzesvorhaben. Dieser Anspruch muss aber für alle Beschäftigten gelten, denn gerade in kleinen Betrieben arbeiten vermehrt Frauen in Teilzeit.
Das Entgelttransparenzgesetz wird in seiner jetzigen Form unmittelbare und mittelbare Diskriminierung nur bedingt beseitigen können. Ein individueller Auskunftsanspruch reicht nicht aus. Unternehmen müssen verpflichtet werden, ihre Entgeltpraxis zu überprüfen und geschlechtergerecht zu gestalten.
Eine klare Absage erteilen die Gewerkschaftsfrauen all jenen, die wieder zurück wollen zum 50er Jahre Frauenbild mit der Aufgabenteilung: Frau am Herd, Mann in der Arbeitswelt und rufen damit auf: „Wir müssen unsere mühsam erkämpften Rechte und unser modernes Frauenbild verteidigen!“