Vor 100 Jahren geboren: Bielefelder Textil-
Gewerkschaftschef Karl Buschmann
Am 12.August 2014 jährt sich der Geburtstag von Karl Buschmann zum hundertsten Mal. Der Bielefelder Gewerkschafter war von 1963 bis 1978 Bundesvorsitzender
der Gewerkschaft Textil-Bekleidung.
Karl Buschmann leitete die Gewerkschaft in der Zeit des Umbruchs, als
die Globalisierung die Produktion der deutschen Bekleidungsindustrie als
eine der ersten Branchen veränderte. Fanden noch Ende der 60-er Jahre
über eine Million Menschen allein in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie
Arbeit, ist die Zahl bis heute unter 100.000 bundesweit gesunken.
Betroffen von der Auslagerung der Produktionsarbeitsplätze in
Niedriglohnländer und eine rasante Steigerung von Billig-Importen war
insbesondere auch Bielefeld: Die Zahl der Arbeitsplätze sank innerhalb
der Jahre 1960 bis 1980 um mehr als 60 Prozent von 18600 auf 7100.
Aktuell sind es weniger als 2000.
Karl Buschmann hatte in den 70-er Jahren bereits darauf hingewiesen,
dass die Produktion in Ländern ohne gewerkschaftliche Vertretungen,
ohne zivilgesellschaftliche Einrichtungen, ungezügelte Ausbeutung nach
sich ziehen würde. Er forderte Sozialklauseln in internationalen Handelsverträgen,
mit denen die Entwicklung der Schwellenländer auch im Hinblick
auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen unterstützt werden sollte.
Karl Buschmann hatte persönliche Erfahrungen mit sozialer Notlage. Anfang
der 30-er Jahre beendete er seine Maurerlehre und wurde arbeitslos.
Erst 1934 erhielt er eine Anstellung in der Ravensberger Spinnerei als
Betriebsmaurer. Nach dem Ende des Hitler-Faschismus gehörte er zu den
Gründervätern der Gewerkschaft Textil-Bekleidung-Leder in Bielefeld.
Bereits ab 1949 leitete er den ostwestfälisch-lippischen Gewerkschaftsbezirk
und wurde 1951 in den Geschäftsführenden Hauptvorstand der Gewerkschaft Textil-Bekleidung (GTB) gewählt. Hier übernahm er die Verantwortung
für die Tarifpolitik.
Unter Karl Buschmann vereinbarte die GTB als erste Gewerkschaft flächendeckend
verbindliche Erholzeiten für Akkordarbeiter. 1963 wählte die
Arbeitnehmerorganisation den Bielefelder Gewerkschafter, dessen Familienwohnsitz
stets Brake blieb, zu ihrem Bundesvorsitzenden. Er löste den
Wahl-Bielefelder Werner Bock ab.
In diesem Jahr stiftete die von Karl Buschmann 1964 ins Leben gerufene
Stiftung zur Förderung von Bildung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
den mit 10.000 Euro dotierten Karl-Buschmann-Preis und verlieh ihn
erstmals an das Kinderhilfswerk terre des hommes, womit dessen Engagement
gegen Kindersklavenarbeit in Südindien gewürdigt wurde.
Karl Buschmann starb am 16. Februar 1988 in seinem 74. Lebensjahr in
Bielefeld.