Nach Erkenntnissen der Bielefelder IG Metall hat sich die Auftrags- und Beschäftigungssituation in den meisten Betrieben der Metall- und Elektroindustrie im Bereich der IG Metall Verwaltungsstelle Bielefeld (Stadt Bielefeld und Altkreis Halle) deutlich verbessert. Nur noch in wenigen Betrieben wird Kurzarbeit verfahren. Mit Sorge registriert die Bielefelder IG Metall allerdings, dass viele Betriebe auf die verbesserte Auftragssituation nicht mit unbefristeten oder befristeten Einstellungen reagieren, sondern mit verstärktem Einsatz von Leiharbeitnehmern.
In einigen wenigen Betrieben geht es sogar so weit, dass die in der Krise vorschnell entlassenen Beschäftigten jetzt als Leiharbeiter wieder auf ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren; allerdings zu wesentlich schlechteren Konditionen. Harry Domnik, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Bielefeld: Solch eine Entwicklung macht uns aus zwei Gründen zornig: Erstens, weil in der Krise vorschnell Personal abgebaut wurde, anstatt auf Kurzarbeit und die tariflichen Beschäftigungssicherungsinstrumente zu setzen, und zweitens, weil jetzt diese Beschäftigten als billige Arbeitskräfte missbraucht werden.
Die IG Metall Bielefeld verweist darauf, dass in der untersten Entgeltgruppe ein Leiharbeiter 7,60 Euro in der Stunde verdient, im Monat 1.157,10 Euro. Selbst in der Entgeltgruppe (EG 3), die eine abgeschlossene Berufsausbildung voraussetzt, liegt der Verdienst nur bei 9,25 Euro in der Stunde, bzw. 1.408,31 Euro im Monat. In der Metall- und Elektroindustrie liegt der Verdienst in der untersten Entgeltgruppe (EG 1) einschl. Leistungszulage in der Stunde bei 13,77 Euro, das sind im Monat 2.097,15 Euro. Dies ist ein Plus von 6,17 Euro in der Stunde bzw. 82 % gegenüber der untersten Entgeltgruppe für Leiharbeiter.
Domnik: Das ist nicht gerecht und für uns als Gewerkschaften nicht akzeptabel. Arbeit hat keine Würde, wenn man von ihr nicht leben kann. Darum hat die IG Metall die Initiative gleiche Arbeit - gleiches Geld gestartet. Wir wollen, dass diejenigen, die als Leiharbeiter in den Betrieb kommen, nicht schlechter gestellt sind als Stammbelegschaftsmitglieder bei gleicher Arbeit und gleicher Leistung.
In einer Reihe von Bielefelder Metallbetrieben konnten bereits Regelungen vereinbart werden, die eine deutlich bessere Bezahlung der Leiharbeiter vorsehen bis hin zur Bezahlung nach den Tarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie. Bessere Regelungen für die Leiharbeitnehmer gibt es u. a. in den Bielefelder Betrieben Welland & Tuxhorn, Salzgitter Mannesmann, Fischer & Krecke und Miele sowie bei Koyo in Halle.
Die IG Metall will den Einsatz von Leiharbeitern nicht grundsätzlich verhindern. Fair gestaltete Leiharbeit kann sinnvolle Funktionen erfüllen, z. B. die Arbeitsmarktintegration von Arbeitslosen, insbesondere Langzeitarbeitslosen erleichtern, kurzfristige Personalengpässe bei Urlaub oder Krankheit überbrücken. Die Gewerkschaft will aber verhindern, dass Leiharbeit reguläre Beschäftigung ersetzt und dass über diesen Weg ein Billig-Tarifniveau in den Betrieben etabliert wird.
Domnik: Es kann doch nicht sein, dass in der Bielefelder Metallindustrie Löhne gezahlt werden, von denen man trotz Vollzeitstelle nicht leben kann, und deshalb gezwungen ist, zusätzliche Leistungen nach Hartz IV zu beantragen. Wir wollen nicht länger die Metallarbeitgeber in Bielefeld und im Altkreis Halle subventionieren, die diese Armutslöhne zahlen.
In diesem Zusammenhang weist die IG Metall darauf hin, dass in der Stadt Bielefeld im September 2009 rund 5.300 Menschen darauf angewiesen waren, zu ihrer Arbeit ergänzende Leistungen in Anspruch zu nehmen. Dies bedeutet für die Stadt Bielefeld eine Belastung von 23 Millionen Euro jährlich.
Dass es auch ohne den Einsatz von Leiharbeitnehmern geht, zeigt das Beispiel der Firma Tweer: Auch in der Boomzeit vor Beginn der Wirtschaftskrise waren keine Leiharbeitnehmer beschäftigt.