Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie in Bielefeld, Schloß Holte und im Altkreis Halle
Mit Ablauf der Friedenspflicht am 28. April gibt es Warnstreiks in der
Metall- und Elektroindustrie, falls am selben Tag in der dritten Tarifverhandlung
kein Verhandlungsergebnis zustande kommt.
Das Angebot der Arbeitgeber in der zweiten Verhandlung am 11. April lautete:
· 0,9 Prozent mehr Entgelt. Das Angebot entspricht
- in der untersten Entgeltgruppe 1 (EG 1) einer monatlichen
Erhöhung von 20,08 Brutto,
- in der EG 4 brutto 20,88 pro Monat,
- für einen Facharbeiter in der EG 9 monatlich 25,65
Brutto,
- in der EG 11 31,60 Brutto.
· Außerdem soll es laut Arbeitgeber-Angebot für ein ganzes
Jahr eine einmalige Zahlung in Höhe von 0,3 Prozent des Entgelts
geben; das sind nur rund 100 Euro brutto für ein ganzes
Jahr, oder je nach Entgeltgruppe pro Monat etwa sieben bis acht
Euro
Brutto).
Die IG Metall fordert 5 Prozent.
Dass in der dritten Tarifverhandlung am selben Tag, 28. April, ein Verhandlungsergebnis
erzielt wird, gilt bei der IG Metall als höchst unwahrscheinlich.
Deshalb hat die Gewerkschaft für den Zuständigkeitsbereich
der Geschäftsstelle Bielefeld bereits konkrete Planungen zur Durchführung
von Warnstreiks vorgenommen und auf ihrer tarifpolitischen Konferenz
mit den betrieblichen Vertrauensleuten beraten.
Ute Herkströter, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Bielefeld und
Mitglied der Verhandlungskommission Nordrhein-Westfalen, sagt:
Unsere Mitglieder haben auf das Arbeitgeberangebot empört reagiert.
Die Kolleginnen und Kollegen sind einfach nur sauer. Wertschätzung geht
anders!" Die Fünf-Prozent-Forderung ihrer Gewerkschaft habe nicht nur
für diejenigen Unternehmen ihre Rechtfertigung, die Dividenden in Milliardenhöhe
ausschütten, sondern für die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie
insgesamt. Nach einer Umfrage des Ifo-Instituts von Januar
2016 erwarteten 90 Prozent der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie,
dass sich ihre positive wirtschaftliche Lage stabil fortsetze. Die
große Mehrheit der befragten Unternehmen geht von einem gleichbleibenden
oder sogar steigenden Produktions- und Exportvolumen aus.
Herkströter: Diese Nummer lassen wir den Metallunternehmern nicht
durchgehen, dass sie die wirtschaftliche Lage in der Branche künstlich
schlechtreden, um den Beschäftigten eine angemessene Entgelterhöhung
vorzuenthalten. Wenn ein Unternehmen tatsächlich erwiesene wirtschaftliche
Probleme habe, dann habe sich mit der IG Metall und den Gewerkschaftsmitgliedern
im jeweiligen Betrieb stets eine angemessene Lösung
finden lassen.
Herkströter: Es gibt wahrhaftig keinen Grund, die Gewerkschaftsmitglieder
der gesamten Branche darunter leiden zu lassen, wenn es einem einzelnen
Unternehmen nicht gut gehen sollte.
Im Übrigen sei eine nur noch unter dem Mikroskop auszumachende Entgeltsteigerung
geradezu unvernünftig, denn auch für die Metall- und Elektroindustrie
ist die Binnennachfrage von Bedeutung. Ihr Umsatz überstieg
2015 erstmals die Billionenmarke. Mehr als 42 Prozent des Umsatzes hat
die Branche im Inland gemacht. Deshalb profitiert auch die Metall- und
Elektroindustrie von einer steigenden Nachfrage in Deutschland.