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IG Metall Region Hamburg-Forum - AusbildungMitSystem_2013

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Einheitlich und bundesweit

Fortbildung mit System für Ausbildungspersonal

Die Zeit war reif: Das professionelle pädagogische Handeln stellt nicht den Ausbilder sondern den Lerner in den Mittelpunkt und das will gelernt sein. Mit der Schaffung der beiden neuen Fortbildungsberufe wurde nach mehr als 30 Jahren endlich dem Anspruch Rechnung getragen, dass Aus- und Weiterbilden eine eigene Profession ist.
Mit dem Erlass der bundesweiten Verordnungen zum „geprüften Berufspädagogen“ und zum „geprüften Aus- und Weiterbildungspädagogen“ am 01.09.2009 wurde ein überfälliger Beitrag zur Professionalisierung des Berufsbildungspersonals geleistet. Davon profitieren die Lernenden in der Aus- und Weiterbildung und das pädagogische Personal kann sich weiterentwickeln.

Die Abschlüsse bieten neue Karriereperspektiven, beide werden in den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) eingeordnet. Der Aus- und Weiterbildungspädagoge ist auf der Stufe 6 (hier werden auch Bachelorstudiengänge zugeordnet) und der Berufspädagoge auf der Stufe 7 (hier werden auch Masterstudiengänge zugeordnet) eingeordnet.

Der Bedarf war einfach nicht mehr zu übersehen, während der letzten Jahrzehnte veränderten sich die Anforderung an das Aus- und Weiterbildungspersonal ständig. Lerngruppen werden zunehmend heterogener. Es gibt weniger Ausbildungsplatzbewerber und die Bewerber bringen veränderte Voraussetzungen mit. Zudem führt die Globalisierung dazu, dass Menschen aus vielen Kulturen gemeinsam lernen und das lebenslange Lernen sorgt für die Vermischung aller Altersgruppen. So muss der Ausbilder seine Arbeit viel stärker individualisieren und den Einzelnen stärker fördern.

Die sich immer schneller ändernden Arbeitsbedingungen tun ihr übriges. Diente früher das Lernen zur Vorbereitung des Arbeitens, wird heute das Arbeiten selbst zum Lernprozess. Die Rolle des Ausbilders muss nicht völlig neu erfunden werden, jedoch eine deutliche Veränderung der Aufgabenschwerpunkte erfahren. So wird er zum Lernprozessbegleiter und Lerncoach, der das selbstgesteuerte Lernen Einzelner oder Lerngruppen begleitet.

Theorie und Praxis vereint

Vom Ausbilder zum Berufspädagogen

Raymond Frolik ist seit mehr als 20 Jahren Ausbilder für Elektroniker für Automationstechnik bei Vattenfall in Hamburg. Vor drei Jahren ging er selbst noch einmal in die Schule: Er war Lehrgangsteilnehmer im ersten Bildungsgang für Berufspädagogen beim BFW. Das Kurzportrait eines Berufspädagogen aus Passion.

Vor rund zehn Jahren kamen alternative Ausbildungsmethoden in die Betriebe. Man hatte gemerkt, dass die alten, ausbilderzentrierten Methoden nicht mehr die gewünschten Erfolge brachten. „Bei Vattenfall haben wir schon vor Jahren mit der auftragsorientierten Ausbildung begonnen. Ich war von der Art und Weise sofort begeistert, überzeugend war insbesondere das aktive Verhalten der Azubis. Früher packten sie schon vor Dienstschluss ihre Taschen und warteten auf den Feierabend. Jetzt sind sie derart in ihre Arbeit vertieft, dass der Feierabend oft unbemerkt bleibt. Verantwortlich für ihren Auftragt arbeiten sie motiviert und identifizieren sich voll mit dem was sie tun.“

Der Ausbilder war schon damals Feuer und Flamme von der Rolle als Lernprozessbegleiter und Coach. Als er dann über die neue Weiterbildungsverordnung las, suchte er einen Lehrgangsträger und fand direkt das BFW in Hamburg. Sofort stand der Entschluss fest, er meldete sich als einer der ersten Teilnehmer dort an und hat es seither keine Sekunde bereut. Nach 2 ¾ Jahr hatte er seinen Abschluss in der Tasche und ist heute ein Pädagogik-Fachmann für die wachsenden Anforderungen in der Berufsbildung.

„Für mich war das der reine Glücksfall: Einerseits konnte ich meine Kompetenzen als Lernprozessbegleiter vertiefen, andererseits hatte ich als Projektarbeit ein Konzept für die Auftragsausbildung entwickelt und nun bat man mich hierüber, ein Seminar für die Kollegen zu gestalten und durchzuführen. Das war schon eine Herausforderung, dabei hat mir das Studium sehr geholfen.“

Raymond Frolik, Berufspädagoge im Gespräch mit Auszubildenden bei Vattenfall:„Mir ist Augenhöhe wichtig und eine intakte Beziehung innerhalb der Lerngruppen.“

Mit der zusätzlichen Belastung kam er ganz gut klar, denn Vieles drehte sich um das Thema, mit dem er sich täglich in Theorie und Praxis beschäftigte: Wie kann ich den Lernenden helfen, sich weitgehend selbst gesteuert auf die sich ständig ändernden beruflichen Herausforderungen vorzubereiten? Das geht in der Auftragsausbildung sehr gut. Natürlich ist er für seine Azubis immer da, wenn sie ihn brauchen. Er hat auch keine Probleme damit, wenn sie mehr wissen als er selbst. „Mir ist Augenhöhe wichtig und eine intakte Beziehung innerhalb der Lerngruppen.“ Das schätzt er auch heute noch an der Weiterbildung im BFW. Die Teilnehmer lernen dort nicht nur, wie Lernprozesse begleitet werden, sondern auch die Gestaltung des zwischenmenschlichen Umgangs miteinander. Die Beziehung zu seinen Auszubildenden ist ihm sehr wichtig.

„Ich fühle mich nicht als der Experte, der das Fachliche perfekt beherrscht, sondern ich gestalte eine Lernumgebung und vermittle eine Arbeitsweise in der die Azubis engagiert und entspannt das Lösen von Problemen trainieren können. Lernen ist immer auch ein Austausch – eine Überlegung von Einem zum Anderen und die entsprechende Gespräche.

Raymond Frolik ist immer voll dabei, er begleitet, berät seine Auszubildenden bei der Bearbeitung ihrer Arbeitsaufträge. Gemeinsam reflektieren sie die Ergebnisse und machen sich bewusst, was sie daraus gelernt haben.

Mehr Informationen: www.berufspaedagogen.net