Oberberg 15.4.2010

Die IG Metall Oberberg und die Steingruppe haben drei Haustarifverträge abgeschlossen, die neben den Entgelterhöhungen auch für die KFZ-Branche neuartige Tarifvereinbarung beinhaltet.

Entgelttarifvertrag im Volumen 6,1%

Die Entgeltvereinbarung gilt für die kommenden drei Jahre und beinhaltet ab Dezember 2010 eine jährliche Steigerung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um jeweils zwei Prozent. Dazu erhalten die Beschäftigten eine zusätzliche Einmalzahlung für den Zeitraum März bis November 2010 von 360 € (Auszubildende: 140 €). Seit zwei Jahren besteht ein Haustarifvertrag für die Steingruppe, nachdem sich der tarifgebundene Innungsverband des KFZ- Handwerks NRW aufgelöst hatte und es keinen Flächentarifvertrag mehr gab.

Stein-Geschäftsführer Wolfgang Paaß lobte die Zusammenarbeit mit der Gewerkschaftspitze und hob besonders die Laufzeit von drei Jahren heraus. „Das ist sicherlich nicht alltäglich, aber das gegenseitige Vertrauen ist da und wir arbeiten gerne zusammen.“

Die Steingruppe beschäftigt in ihren sieben Häusern in Ober- und Rheinberg rund 280 Mitarbeiter, die nun genauso wie die Geschäftsleitung Planungssicherheit bei der künftigen Lohngestaltung haben. Kein anderer oberbergischer Betrieb aus der KFZ-Branche hat solch eine Regelung getroffen.

„Wir hoffen, dass dieser Haustarifvertrag eine Signalwirkung für andere hat“, meinte Björn Fitzek von der IG Metall Köln/Leverkusen, der für die Gladbacher Betriebe zuständig ist.

„Wir sind 2010 so gut gestartet wie seit Jahren nicht mehr und mit VW, Skoda und Audi haben wir die richtigen Marken“, sagte Paaß. In der Vergangenheit erfolgte Schließungen wie die der Standorte in Wiehl und Bergneustadt seien vom Betriebsrat begleitet worden, Entlassungen gab es seinerzeit nicht und wird es auch künftig nicht geben:

Erstmalig in einem Haustarifvertrag eines KFZ-Handwerksbetriebs wurde als zweite Säule neben der Übereinkunft bezüglich des Entgeltes eine eigenständige Abmachung zur Beschäftigungssicherung abgeschlossen.

Tarifvertrag Beschäftigungssicherung

Innerhalb der Vertragslaufzeit bis 2013 werden keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen und die Azubis nach erfolgreichem Abschluss, zunächst befristet auf sechs Monate, übernommen. Zurzeit befinden sich bei der Steingruppe 70 junge Menschen in einem Ausbildungsverhältnis

Eine überdurchschnittliche Zahl, die die Stein-Gruppe laut Gewerkschaftssekretär Werner Kusel zu einem der größten Ausbildungsbetriebe der Region machen.

Tarifvertrag Zukunft in Bildung ZIB

Passend dazu wurde mit „ZIB“(Zukunft in Bildung) ein dritter Baustein in den Tarifabschluss integriert. Nach erfolgreicher Ausbildung können die Jungfacharbeiter eine Bildungsteilzeit, die bis zu 36 Monate betragen kann, beantragen. In den ersten 24 Monaten arbeitet der regulär im Betrieb und wird dann für die nächsten zwölf Monate komplett freigestellt, um beispielsweise eine Meisterschule zu besuchen. Während der gesamten Laufzeit erhält der Beschäftigte zwei Drittel seines tariflich vereinbarten Entgeltes.

„So etwas gibt es bundesweit nirgendwo“, erklärte Kusel.

„Die Perspektiven gerade für die jungen Betriebsangehörigen stimmen also und sorgen bei den Beschäftigten für Zuversicht: „Das ist für die Motivation sehr gut. Auch in Krisenzeiten ist hier niemand davongelaufen. Es zeigt, wie Mitarbeiter, Betriebsräte und Geschäftsführung an einem Strang ziehen“, so Mario Fritsch, Vertreter des Betriebsrats in Bergisch Gladbach.