Die IG Metall Bezirksleitungen in Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg suchen gemeinsam mit Betriebsräten und Wissenschaftlern nach den zielführenden Antworten auf die Frage, wie Betriebsräte ihren Einfluss auf innovative Strategien zur Sicherung und Entwicklung industrieller Arbeit und Dienstleistung stärken können. Dieser Praxis-Wissenschaftsdialog wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und den ESF gefördert.
Die IG Metall Bezirksleitung Baden-Württemberg erarbeitet gemeinsam mit Betriebsräten alternative Innovationskonzepte.
Innovationen sind der Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit und
Standortsicherung. Was heißt dies konkret aus Sicht der Beschäftigten und
welche Herausforderungen sowie Anforderungen ergeben sich daraus für die
Arbeit der Interessenvertretungen?
Diese Fragen greift das Projekt
kompetenz & innovation.bawü auf. Im
Mittelpunkt des Projektes steht die Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten
betrieblicher Interessenvertretungen zur Gestaltung von Arbeit - Bildung -
Innovationen. Die Besonderheit von "Kompetenz und Innovation" ist, dass
die am Projekt beteiligten Betriebsräte nicht "be-forscht" werden, sondern
als "Mit-Forscher" und als Gestalter betrieblicher Bedingungen eine aktive
Rolle einnehmen.
Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten
Betriebsräte erleben heute in den Unternehmen den einfachsten Weg:
Kostensenkungsprogramme. Leistungsverdichtung, Verlagerung von
Produktionsstandorten, Abbau von Arbeitsplätzen, Verdrängung regulärer
Beschäftigung durch sog. atypische Beschäftigung (Leiharbeit, geringfügige
Beschäftigung, etc.). Die Praxis zeigt jedoch auch, dass es innovativen
Betrieben gelingt, Wettbewerbsfähigkeit mit einer positiven
Arbeitsplatzbilanz zu verbinden. Schutz und Abwehr, die traditionellen
Aufgaben von Interessenvertretungen, sind unter dem Gesichtspunkt der
"billiger-Strategien" der Unternehmen zu erweitern. Betriebsräte sind
gefordert, Alternativen gegenüber dem bisherigen Innovationsverhalten der
Betriebe zu entwickeln, um Arbeit und Einkommen zu sichern. Die neue
Herausforderung und Anforderung lautet: Präventive Gestaltung der
betrieblichen Bedingungen durch die Betriebsräte.
Vorbeugend Handeln und Gestalten
Die Rolle von Betriebsräten kann sich nicht mehr beschränken auf die
Abmilderung von Folgen von Restrukturierungs- und
Reorganisationsmaßnahmen. Es geht daher um die Entwicklung, Stärkung und
Vertiefung von Kompetenz von Betriebsräten, um den üblichen
"billiger"-Strategien ein arbeitsplatzsicherndes und letztendlich damit
standortsicherndes "besser"-Konzept durch präventives Handeln entgegen zu
stellen.
Zum präventiven Handeln gehört der Aufbau von und die Kooperation in
dynamischen Praxis-Wissenschaftsbeziehungen, damit die auf
unterschiedlichen Feldern entwickelten Innovationen unmittelbar oder nach
Anpassungsvorgängen in die Betriebspraxis Eingang finden. Schutz- und
Abwehrfunktion, die beiden traditionellen Wirkungsfelder von
Gewerkschaften, Vertrauensleuten und Betriebsräten, werden zwar weiterhin
im Mittelpunkt der Interessenvertretungsarbeit stehen. Mit dem Projekt
soll der Grundstein gelegt werden für ein proaktives Handeln durch eine
präventive Gestaltung der betrieblichen Bedingungen bevor es zu Schutz und
Abwehr kommen muss.
Das Themenspektrum des Projektes breit gefächert. Es bearbeitet u.a.
Fragen prekärer Beschäftigung, zukunftsorientierter Qualifikations- und
Kompetenzentwicklung, neue Formen der Arbeitsorganisation, alternsgerechte
Gestaltung von Arbeit im Kontext der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer
und mit der Frage der innovationsförderlichen Unternehmenskultur. Ein
wichtiger Aspekt ist, den heute sehr technikbezogenen Innovationsbegriff
zu beleuchten, zu hinterfragen und zu erweitern.
Das Projekt wird in Baden-Württemberg in den Regionen "Mittlerer
Oberrhein", "Ostwürttemberg" und "Bodensee/Oberschwaben" durchgeführt.