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Kompetenz-Innovation NRW - Wissenschaft

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"Über Lohnsenkungen können sich Betriebe im Wettbewerb nur Zeit kaufen. Aber wenn sie bei ihren Innovationen nichts tun, gewinnen sie garnichts. Die Mitbestimmung ist ein treibender Faktor für Innovationen!"
(Prof. Dr. Gehard Bosch, Geschäftsführender Direktor des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen)

Wissenschaftliche Arbeit: Neue Perspektiven!

Mehrwert durch neue Dialogpartner
Vorhandene wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse kommen nicht immer bei den Betriebsräten an, die diese gerade gut gebrauchen könnten. Das Projekt unterstützt den Praxis-Theorie-Transfer zwischen Wissenschaft und Betriebsräten. Wenn wissenschaftliche Expertise und das Erfahrungswissen der Betriebsräte aufeinander treffen, erhalten beide Seiten neue Impulse.

Für Wissenschaftler kann es interessant sein,

  • diesen betrieblichen Zugang und Einblick in aktuelle Restrukturierungsprozesse zu nutzen.
  • theoretische Überlegungen in der Auseinandersetzung mit der aktuellen betrieblichen Wirklichkeit zu überprüfen.
  • zu einer rationaleren Austragung von betrieblichen Konsens- und Konfliktprozessen beizutragen.
  • Forschungen gemeinsam mit Betriebsräten anzugehen.
Wir laden Wissenschaftler ein, im Dialog mit Betriebsräten eigene Erkenntnisse, Forschungsfragen und betriebliche Erfahrungen zu vertiefen. Am besten gleich einfach mal weiter schmökern. Wir bearbeiten einige spannende Themen. Vielleicht ist ein Handlungsfeld dabei, das für die eigene Forschung relevant ist?
k&i: Reflexionsgespräche mit Wissenschaftlern
Zur Diskussion und Weiterentwicklung unserer Vorgehensweisen, Methoden und Zielstellungen sowie zur Zuspitzung unserer Ergebnisse wird sich das k&i.nrw-Team im Jahr 2010 mit einigen ausgewählten Wissenschaftlern zu sog. Reflexionsrunden zusammen finden.

Das erste Treffen fand in diesem Zusammenhang mit Prof. Dr. Werner Fricke statt. Werner Fricke ist Herausgeber der Zeitschrift „International Journal of Action Research“. Er blickt auf eine lange Forschungskarriere und weitreichende Erfahrungen in der Beteiligungs- und Aktionsforschung zurück.

Das zweite Treffen fand mit Dr. Britta Rehder statt, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln zum Thema industriellen Beziehungen forscht und sich hier beispielsweise betrieblichen Bündnisse für Arbeit in Deutschland auseinandergesetzt hat.

Weitere Treffen mit anderen Wissenschaftlern sind in geplant.
k&i-Beitrag auf der 29. International Labour Process Conference in Leeds
Die International Labour Process Conference (ILPC) ist eine der am besten etablierten und bekannten internationalen Foren für eine umfassende Analyse aller Aspekte von Arbeit und Beschäftigung. Empirische Forschung und Arbeitsmarkttheorien, organisationssoziologische Ansätze und aktuelle Managementtheorien werden auf dieser jährlich stattfindenden Konferenz seit beinahe 30 Jahren mit Wissenschaftlern, Politikern, Gewerkschaften, Betriebsräten und Unternehmensvertretern diskutiert. Dabei spielt gerade in den letzten Jahren die Frage nach der Zukunft der industriellen Beziehungen in Europa eine wichtige Rolle.

Auf der diesjährigen Konferenz vom 5. bis 7. April 2011 in Leeds fand ein von Prof. Dr. Chris Warhurst (University of Sydney) und Prof. Dr. Tony Huzzard (University of Lund, Schweden) ein Symposium mit dem Titel „United we stand? Labour Process Scholarship and Trade Unions“ statt, zu dem das Projekt „Kompetenz und Innovation“ eingeladen wurde, um über die Projektaktivitäten und die darin angelegte enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und betrieblichen Praktikern zu berichten. Das Symposium fand mit finanzieller Unterstützung der Zeitschrift „Employee Relations“ statt, eines der führenden internationalen Journale, in dem Forschungsergebnisse aus dem Bereich Human Resource Management und industrielle Beziehungen publiziert werden. Der Herausgeber der Zeitschrift, Prof. Dennis Nickson (Scottish Centre for Employment and Reserach - SCER), University of Strathclyde, eröffnete das Symposium und kündigte an, dass die zentralen Aussagen der Vorträge sowie die sich daran anschließende Diskussion in der Zeitschrift veröffentlicht werden.

Schwerpunkt dieses Symposiums waren Forschungsarbeiten, in denen nicht über die Zukunft oder die Krise der Gewerkschaften geforscht wird, sondern solche, die gemeinsam mit den gewerkschaftlichen Interessenvertretungen und Beschäftigten nach Wegen und tragfähigen Konzepten suchen, die dazu beitragen, angesichts eines unbestreitbar härteren internationalen Wettbewerbs eine zukunftsgerichtete Arbeitspolitik in den Betrieben zu etablieren und Beschäftigung und Einkommen am heimischen Standort sichern helfen. Unterstützung für und Konzeptentwicklung mit den betrieblichen Praktikern soll Betriebsräte und Beschäftigte in die Lage versetzen, mit dem Management auf Augenhöhe tragfähige Lösungen für die heimischen Standorte zu aushandeln zu können.

Forschung mit und für betriebliche Interessenvertretungen hat auch in anderen europäischen Staaten, vor allem den skandinavischen, Tradition. Dr. Tony Huzzard, Mitorganisator des Symposiums und Associated Professor an der Universität Lund berichtete über „Action Research“-Projekte in Schweden, die auf die kontinuierliche Beteiligung von Beschäftigten und Interessenvertretungen bei betrieblichen Veränderungsprozessen setzen. Diesem Forschungsansatz wird häufig aufgrund seiner engen Verzahnung mit den Praktikern mangelnde Neutralität der Wissenschaftler vorgehalten. Huzzards Beitrag setzte sich mit den Einwänden, vor allem aber den Chancen der Aktionsforschung auseinander und schließt mit einem Appell, Projekte mit direkter Beteiligung der Beschäftigten und der Interessenvertretung häufiger als bislang zu realisieren, denn Forschung sollte einen unmittelbar spürbaren gesellschaftlichen Nutzen haben.

Gabi Schilling (IAQ) vor dem Leeds Innovation centre

Gabi Schilling (Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen) und Achim Vanselow (seit Januar 2011 Leiter der Abteilung Wirtschafts- und Strukturpolitik beim DGB-Landesbezirk NRW) berichteten über die zentralen Erfahrungen, Vorgehensweisen und Ergebnisse des Projektes “Kompetenz und Innovation NRW” unter dem Titel „More than Co-Management – Lessons from a Research-supported Trade Union Project in German Manufacturing“. Das Projekt Kompetenz und Innovation zielt darauf ab, die betrieblichen Akteure zu kompetenten Mitgestaltern in drängenden betrieblichen Handlungsfeldern zu machen (z.B. Verlagerungsprozesse, Personaleinsatzstrategien wie Leiharbeit und Werkverträge, Produktionssysteme, globale Wertschöpfungsketten). Der Gewinn an Gestaltungskompetenz bedeutet jedoch ausdrücklich nicht, dass Betriebsräte die besseren (Co)Manager werden sollten, sondern vielmehr, dass sie in einem kontinuierlichen Austausch mit dem Management die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt stellen und Argumentationsfallen frühzeitig erkennen können. Managementkonzepte sind nicht immer so ausgereift, wie sie zunächst scheinen bzw. häufig als alternativlos dargestellt werden. Betriebsräte können daher durch Hinterfragen dieser Konzepte und unternehmerischer Entscheidungen die Prozesse und Entscheidungsfindungen unter dem Gesichtspunkt der Wahrung der Beschäftigteninteressen beeinflussen und auf diese Weise mitgestalten. Das dazu erforderliche Knowhow kann im engen Dialog mit Wissenschaftlern für die betriebliche Praxis erschlossen und aufbereitet werden.

Achim Vanselow (vormals IAQ, jetzt DGB NRW) während des Vortrages

Beide Vorträge wurden kommentiert von Neil Foster, Northern TUC, der britischen Dachorganisation von insgesamt 58 Einzelgewerkschaften. Er betonte in seiner Stellungnahme, dass Forschungsarbeiten, die ihren Fokus auf die Zusammenarbeit mit gewerkschaftlichen Praktikern legen, ohne dabei ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit zu verlieren, dringend gebraucht werden. Die Unterstützung solcher Forschung mit Bundes-, Landes- und EU-Mitteln ist ein wichtiger Beitrag, denn Unabhängigkeit ist nur dann gewährleistet, wenn Gewerkschaften nicht selber Auftraggeber sind. Strukturen müssten weiterentwickelt werden, die dazu beitragen, dass sich wechselseitig die Türen öffnen und Wissenschaftler vom Detailwissen der Praktiker profitieren und daher zielgerichteter forschen könnten, betriebliche Praktiker hingegen von dem zahlreich vorhandenen wissenschaftlichen Knowhow dadurch profitieren können, dass es im Dialog zwischen Wissenschaftlern und Praktikern für die spezifischen betrieblichen Problemlagen aufbereitet wird. Die Handlungshoheit bleibt bei den betrieblichen Praktikern, Wissenschaftler können keine Probleme im Betrieb lösen, sie können jedoch angesichts zunehmend komplexer werdender Entscheidungsstrukturen und internationaler Verflechtungen dazu beitragen, dass die unternehmerischen Konzepte mit sachlich fundierten Argumenten „auf Herz und Nieren“ geprüft werden.

Das von Wissenschaftlern, Praktikern und Gewerkschaftern gut besuchte Symposium schloss mit einer lebhaften Diskussion ab, die in der Zeitschrift „Employee Relations“ dokumentiert wird.
k&i-Beitrag: "International Working Party on Labour Market Segmentation"
Das diesjährige Treffen "International Working Party on Labour Market Segmentation" fand vom 12.-15. Juli an der Universität Valencia statt. Im Zentrum stand das Thema "Nationale Beschäftigungsmodelle – ökonomische, soziale und ökologische Nachhaltigkeit".

Für kompetenz&innovation.nrw stellten Gabi Schilling und Achim Vanselow die Kampagne "besser statt billiger" und insbesondere den im Rahmen des Projekt beschrittenen Weg einer im kontinuierlichen Dialog entwickelten Unterstützungsstruktur für Betriebsräte vor.

In der Diskussion mit internationalen Experten fanden insbesondere die ambionierte Revitalisierungsstrategie für Gewerkschaften sowie der Befähigung von Betriebsräten, auf hohem fachlichen Niveau arbeits- und beteiligungsorientierte Innovationsstrategien einzufordern, ein großes Interesse.

Beitrag von k&i auf der wissenschaftlichen Tagung „Betriebliche Mitbestimmung und gewerkschaftliche Modernisierungskampagnen – Praxis und Forschung in Deutschland“ am 08. Juni 2010 in Mülheim

Können gewerkschaftliche Modernisierungskampagnen dazu beitragen, die langjährige „Krise der Gewerkschaften“ zu überwinden? Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen derartigen Aktivitäten und den etablierten Institutionen der Mitbestimmung? Solchen Fragestellungen ging die Mitbestimmungstagung nach, die gemeinsam vom Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg und dem Jenaer Zentrum für interdisziplinäre Gesellschaftsforschung (JenZiG) nach. Wolfgang Nettelstroth, IG Metall NRW und Projektkoordinator des Projektes „Kompetenz und Innovation“, erläuterte in seinem Beitrag Zielsetzungen und Entwicklungen der Kampagne „Besser statt billiger“ und ging dabei auch auf Ergebnisse des Projektes K+I ein. Am zweiten Veranstaltungstag wurden u. a. die arbeitspolitischen Projekte des IG Metall Vorstandes diskutiert und Wünsche an die Adresse der Arbeitsforschung formuliert.