Bilder der Tagung
Angesichts der guten konjunkturellen Situation und der Presseberichterstattung über Rückverlagerungsaktivitäten von Unternehmen nach Deutschland könnte der Eindruck entstehen, dass Standortverlagerungen derzeit kein Thema für Betriebsräte wäre.
170 Betriebsräte, die die Fachtagung unter dem Motto "Arbeitsplätze entwickeln statt verlagern" am 11.6.2008 in Sprockhövel besucht haben, sehen dies offenbar anders. Sie bestätigen damit die Ergebnisse einer Befragung der IG Metall im Rahmen des Projektes. Dort gaben schon im Jahr 2007 48% der befragten Betriebsräte an, dass das Thema Standortverlagerung für 2008 in ihrem Unternehmen ganz oben auf der Tagesordnung steht.
Die IG Metall hat das Thema schon seit längerem mit Betriebsräten, Beratern, Hauptamtlichen und Wissenschaftlern bearbeitet. Die Leitfrage der Fachtagung lautete daher: "Wie können Betriebsräte geplante Standortverlagerungen erfolgreich in Frage stellen und ihre Alternativen einbringen?
Siempelkamp aus Krefeld konnte eindruckvoll zeigen, dass die weitgehende Verhinderung einer Standortverlagerung und der damit verbundenen Entlassungen dem Unternehmen die Basis gesichert hat, um nun in Zeiten der guten Konjunktur arbeitsfähig zu sein. Ohne die aufgrund der Initiative des Betriebsrates im Unternehmen verbliebenen Fachkräfte wäre dies seiner Meinung nach nicht möglich.
Andreas Schantowski von Miele in Bielefeld konnte auf einen gelungenen Dialogprozess über die Fragen von Outsourcing- und Standortentscheidungen verweisen, der maßgeblich durch Wissenschaftler im Rahmen des Projektes "Kompetenz und Innovation" getragen wurde. Bei den internen Diskussionen hätten vor allem die sog. weichen Faktoren eine Aufwertung erfahren.
Happich in Wuppertal konnten auf Basis der Initiative des Betriebsrates bereits über 30 Arbeitsplätze gerettet werden, die sonst einer Verlagerung nach Tschechien zum Opfer gefallen wären. Die gemeinsame Diskussion mit Geschäftsführungen, Betriebsräten, Beschäftigten und Wissenschaftler habe neue Impulse und Argumente rund um die Standortentscheidung in das Unternehmen gebracht, so Björn Neerfeld.
Ein T-Shirt mit der Aufschrift "Sourcing: ja, Outsourcing: nein Danke!", das die Beschäftigten über eine lange Strecke tagtäglich bei Atlas Copco während der Arbeit getragen hatten, spielte eine wichtige Rolle bei der Auseinandersetzung über eine geplante Standortverlagerung. Der Betriebsratsvorsitzende Udo Bonn berichtete wie wichtig das Zusammenspiel aus einem eigenen Konzept der Belegschaft und der Geschlossen- und Entschlossenheit der Belegschaft spielte. Danach wurde in den zunächst noch Frage stehenden Bereich kräftig investiert.
Auch Yasemin Rosenau von Vaillant betonte die große Rolle der Solidarität - auch außerhalb des Unternehmens in Gelsenkirchen bei Politikern, anderen Betriebsräten und sogar von den Spielern des FC Schalke 04. An die Stelle der damals geplanten Standortschließung ist 3 Jahre später nunmehr in Nachgang die Einweihung eines neuen Kompetenzzentrum Solartkollektoren getreten.
Mit diesen Erfahrungen von Betriebsräten und dem entsprechenden im Rahmen des Projektes Kompetenz und Innovation erarbeiteten Know-hows sehen sich die Betriebsräte nun besser gerüstet für neue aufkommende Diskussionen von Betriebsräten.