Betriebsräte-Workshop am 23.11.2006 in Dortmund
Ziel des Vertiefungs-Workshops war es, mittels Metaplantechnik und Diskussion Hinweise über die Argumentationsfähigkeit von Betriebsräten zum Handlungsfeld Standortverlagerung und Outsourcing zu bekommen. Dabei wurde deutlich: Alle Betriebsräte berichteten über die gleichen Probleme mit Standortverlagerungen. Und sie machten deutlich, dass sie vor allem qualitative Argumente ins Feld führen können, wenn es um Standortverlagerungen geht. Gerade im Bereich der betriebswirtschaftlichen Bewertung hingegen fehlte es aus ihrer Sicht an Argumenten.
Vor diesem Hintergrund konnten die Bedarfe für die weitere Arbeit mit Wissenschaftlern und die dafür relevanten Fragestellungen eindeutig beschrieben werden.
Dialog-Workshop mit Betriebsräten und Wissenschaftlern am 17.1.2006 in Dortmund
Ausgehend von den Resultaten des Betriebsräte-Workshops wurden einschlägige Forschungsergebnisse und Wissenschaftler identifiziert. Diese wurden zusammen mit Betriebsräten zu einer gemeinsamen Veranstaltung eingeladen. Nachdem die Betriebsräte aus ihrer betrieblichen Erfahrung berichtet hatten, waren die wissenschaftlichen Teilnehmer/innen aufgerufen, ihre Untersuchungsergebnisse kurz zusammen zu fassen:
Wissenschaftler lieferten Statements u. a. zu den Themen Motiven für Verlagerung (Dr. Steffen Kinkel, Fraunhofer ISI), Stellenwert von Innovationsfähigkeit bzw. Kompetenzentwicklung im Zusammenhang mit Verlagerungsvorhaben (Dipl. Ing. Axel Hoeschen, Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen) und Erfahrungen mit Rückverlagerungen nach gescheiterten Verlagerungsprojekten (Dr. Anja Schulz, Universität Dortmund). Weitere Teilnehmer aus der Wissenschaft ergänzten Erkenntnisse zu Verlagerungsstrategien in der Automobilindustrie (M. Wannöffel, P. Ittermann, Ruhr-Universität Bochum) und der Elektroindustrie (SOFI Göttingen) sowie zu den Folgen von Verlagerungsprozessen auf betriebliche Beschäftigungssysteme (U. Hendrix, vormals Universität Wuppertal).
Nach dem wechselseitigen Austausch von Erfahrungen war der Tenor eindeutig: Die Erfahrungen und Beobachtungen, die die Betriebsräte in ihren jeweiligen Betrieben gemacht hatten und die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen von Wissenschaftlern stimmen überein: Standortentscheidungen sind häufig nicht gut genug vorbereitet. Das führt zu vielen Fehlentscheidungen, die nicht nur viel Geld, sondern oft genug auch viele Arbeitsplätze und einige auch Zukunftsperspektiven kosten. Im Ergebnis wurden also die betrieblichen Erfahrungen von wissenschaftlicher Seite empirisch bestätigt und argumentativ unterfüttert. Als Stichworte seien genannt: versteckte Kosten von Verlagerungsstrategien und Leiharbeit, unbeabsichtigte Nebenfolgen wie Abfluss von implizitem Wissen im Betrieb, der Verlust der Einbettung in regionale Netzwerke oder längerfristig die Schwächung der Innovationsfähigkeit.
Neben dieser gemeinsamen Wahrnehmung rund um inhaltliche Fragestellungen gab es auch ein gemeinsames Erlebnis: Sie bestand in der Erkenntnis aus verschiedenen Perspektiven zu den gleichen Ergebnisse gekommen zu sein. Und, dass es lohnt seine eigenen Untersuchungen um betriebliche Beispiele oder aber die eigenen betrieblichen Erfahrungen um die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen zu ergänzen. Im Rahmen des Workshops wurden daher auch erste Kontakte zwischen Wissenschaftlern und Betriebsräten geknüpft. Ein erster Schritt in Richtung gemeinsame Fallbearbeitung im Betrieb.