Peter Kippes auf dem Aktionstruck
Für DGB-Regionsvorsitzenden Frank Firsching und seine IG-Metall-Mitstreiter Peter Kippes und Jens Öser ist es ein langer Tag. Um 6.30 Uhr begannen sie heute Morgen vor dem Werkstor von Bosch-Rexroth mit ihren dezentralen, jeweils rund einstündigen Kundgebungsaktionen gegen Leiharbeit; "zapfig kalt" (Firsching) sei es da gewesen und den 350 Schichtlern habe ein IG-Metall-Team "heiße Knackerli" (Kippes) kredenzt. Weiter ging es gegen 8 Uhr mit einer Kundegebung vor dem Schaeffler-Werk, wo ebenso rund 700 Demonstranten erschienen, wie nach 9 Uhr in der Ernst-Sachs-Straße vor den Toren von SKF und ZF Sachs. Mit diesen Teilnehmerzahlen ist Initiator Peter Kippes nur bedingt zufrieden - und macht daraus auch keinen Hehl: "Das Thema Leiharbeit steht bei uns derzeit ganz oben auf der Agenda, bundesweit sind rund eine Million Arbeitnehmer betroffen und ihre Zahl steigt weiter..."
Das Problem: Leiharbeiter verdienen in der Regel deutlich schlechter als ihre Kollegen in festen betrieblichen Anstellungsverhältnissen, haben eine höhere Wochenarbeitszeit und weniger Urlaub, sind leichter kündbar. "Das ist moderner Sklavenhandel", befand Donovan Jay Green, Jugendvertreter bei SKF und einer der Redner heute in der Ernst-Sachs-Straße. Peter Kippes veranschaulichte, was ein Leiharbeitsvertrag vor fünf bis zehn Jahren noch konkret bedeutete: Einen Stundenlohn von 5,60 Euro bei sechs Wochenarbeitstagen und 20 Tagen Jahresurlaub. Mit 800 Euro sei ein Leiharbeiter damals "nach Hause gegangen" - inzwischen habe eine starke IG Metall in Schweinfurt bei den hiesigen Betrieben die Leiharbeit aber weitgehend eingedämmt, "sie ist in Schweinfurt fast kein Thema mehr", so Kippes. Anders freilich in den übrigen Wirtschaftsbereichen und sogar im Öffentlichen Dienst. Frank Firsching kritisierte scharf das Vorgehen des Landkreises Schweinfurt, Altenheimsmitarbeiter in Werneck und Krankenhauspersonal an der Geomed-Klinik Gerolzhofen sukzessive über eine eigene Leiharbeitsfirma zu rekrutieren. Firsching unter dem Beifall der 700: "Wir wollen keine Zweiklassengesellschaft bei den Arbeitnehmern. Ich fordere den Landrat auf, diese Leiharbeitsfirmen umgehend zu schließen!"
Grundsätzlich aber - das betonte Peter Kippes - sei die Bundespolitik aufgefordert, die Leiharbeit und insbesondere deren Missbrauch durch gesetzliche Regelungen einzudämmen. Arbeit müsse "sicher und fair" bleiben - das forderte nicht nur sein IGM-Kollege Jens Öser, sondern so lautet auch das Motto des heutigen bundesweiten Aktionstages gegen Leiharbeit. Für die Gewerkschaftsfunktionäre ging es nach der Kundgebung in der Ernst-Sachs-Straße weiter - zunächst in den Hafen, zum SKF-Werk 3, später auch noch hinaus in die Region. Die Gewerkschaft sei gefordert, so Kippes, die Interessen der Arbeitnehmer in dieser Angelegenheit zu vertreten; einen anderen Anwalt hätten die Beschäftigten derzeit nicht, "weil die große Politik nach der Pfeife der Arbeitgeber- und Leiharbeits-Lobby tanzt..."
SKF-Betriebsratsvorsitzender Norbert Völkl, der nicht nur gegen die Leiharbeit Position nahm, sondern auch für die unbefristete Übernahme aller Auszubildenden in den hiesigen Großbetrieben.
Quelle:
www.swex.de