48 Jahre, verheiratet, 2 Kater (Fichtel und Sachs),
seit 1982 bei Sachs (ZF Friedrichshafen AG, Standort Schweinfurt), bis 2014, Bereich Technische Dienste, als techn. Sachbearbeiterin/Sekretärin tätig.
Ursel, du bist seit kurzen als Betriebsrätin freigestellt, dazu möchten wir dir recht herzlich gratulieren.
War das deine Karriereplanung, oder gab es für dich ursprünglich andere Pläne?
Nein, Karriereplanung war es nicht. Ich habe als Laufmädchen im Hause begonnen und bin durch unterschiedlichste Abteilungen und Aufgaben im Bereich Technische Dienste gelandet. Dort war ich die letzten 22 Jahre und prinzipiell zufrieden mit dem was ich bis dahin erreicht hatte. Aber es kommt halt manchmal anders als frau denkt.
Wie bist du überhaupt Betriebsrätin geworden?
Ich hatte eine lange Vorlaufzeit, nämlich exakt 48 Jahre! Ich erzähle ja gerne, dass ich eine von zwei geborenen Gewerkschafsmitgliedern in Schweinfurt bin. Die Zweite ist meine Schwester. Ich wurde im Gewerkschaftshaus geboren und bin dort die ersten 16 Jahre meines Lebens aufgewachsen. Manche würden behaupten von Kindheit an verdorben. Ich bin allerdings der Meinung, dass mir dadurch der Gewerkschaftsgedanke und die Geschichte in Fleisch und Blut übergegangen sind und ich mir eine Gesellschaft ohne starke Gewerkschaften nicht vorstellen möchte und kann.
Mit Eintritt ins Berufsleben war es für mich selbstverständlich Gewerkschaftsmitglied zu werden.
Über die gesamten Jahre gesehen war ich immer mehr oder weniger aktiv. Ab 1999 war ich Ersatzbetriebsrätin und in der Vertrauenskörperleitung (VKL), zuerst als Bereichs VKL, dann, des Jobs wegen, als Schriftführerin der VKL tätig Meine inhaltliche Ausrichtung habe ich frühzeitig auf Frauen und Erwerbsarbeit und Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit gerichtet das macht nicht unbedingt durchgängig beliebt.
Im Rahmen der Betriebsratswahlen hat mich Oliver Moll angesprochen, ob ich mir nicht vorstellen könnte wieder aktiver zu werden Ja, konnte ich und dann ging alles sehr schnell. Ich bin kurzfristig im Betriebsratsbüro eingesprungen und dann kam die Frage ob ich mir vorstellen kann für eine Freistellung zu kandidieren und insbesondere die IT-Themen des Betriebsrates zu bearbeiten.
Ja und nun haben die Betriebsratskollegen und Kolleginnen wohl gedacht sie riskieren es mit mir. Darüber freue ich mich und ich werde mich anstrengen den Erwartungen gerecht zu werden.
Seit 24. März bist du jetzt im freigestellten Team. Deine ersten 100 Tage sind also schon vorbei. Was waren für dich die größten Herausforderungen?
Es ist ja vieles neu vom Betriebsausschuss, über den Personalausschuss bis hin zum GBR-Technologieausschuss.
Meine größte Herausforderung war und ist möglichst schnell möglichst viel zu lernen.
Aber auch der erste Termin in der Personalabteilung, die erste Sitzung des Technologieausschusses in Friedrichshafen, das Kennenlernen der Strukturen im Team.
Eigentlich ist jeder Tag spannend und sehr ereignisreich.
Welche Ziele hast du dir für diese Amtsperiode gesetzt?
Ich möchte daran arbeiten, dass wir als IGM und IGM-Betriebsräte im Jahr 2018 bei der Betriebsratswahl eine hohe Wahlbeteiligung erreichen und eine Erhöhung der IGM Sitze im Betriebsrat und bei den Freigestellten.
Die Arbeitsplätze am Standort Schweinfurt erhalten bleiben und ausgebaut werden.
Der Frauenanteil im Betrieb, in Führungspositionen und im Betriebsratsgremium ansteigt und zwar nicht im Promillebereich.
Warum ist es für dich wichtig bei der IG Metall aktiv zu sein?
Weil die IGM eine starke Vertretung der ArbeitnehmerInnen ist.
Sie bietet für Ihre Mitglieder und FunktionärInnen die Möglichkeit der Qualifizierung und kompetente AnsprechpartnerInnen vor Ort.
Es ist wichtig eine starke Gewerkschaft hinter sich zu haben ArbeitnehmerInnenrechte sind keine Selbstläufer.
Eine Spaltung der ArbeitnehmerInnen dient nur dem Wohle der ArbeitgeberInnen
Du bist ja ehrenamtlich nicht nur bei der IG Metall aktiv, sondern auch sonst bist du eine sehr engagierte Frau. Wir kriegst du das alles mit deinem Privatleben in Einklang?
Auch wenn es vielleicht ziemlich platt klingt aber es funktioniert nur, wenn der Partner dies unterstützt, mit lebt und akzeptiert. Die Familie verständnisvoll ist, und alle wissen, wenn es hart auf hart geht, sie immer Vorrang haben.
Der Versuch, ein gemeinsames Wochenende im Monat mit der Familie zu haben, muss allerdings auf das ganze Jahr umgelegt werden, sonst stimmt die Rechnung nicht.
Ach ja, und da gibt es dieses Kühlschrankbild, damit mein Mann noch weiß wie ich ausschaue besonders im Frauenmonat März.
56 Jahre, verheiratet, zwei Kinder - 34 und 30 Jahre, zwei Enkelkinder sechs und vier Jahre, seit 2006 bei ZF Services, seit Dezember 2013 freigestellte Betriebsrätin und stellvertretende Vorsitzende
Ute, du bist seit kurzem stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, dazu möchten wir dir recht herzlich gratulieren.
War das deine Karriereplanung, oder gab es für dich ursprünglich andere Pläne?
Weder noch ich nahm meine Aufgaben in der Abteilung Arbeitssicherheit wahr und hatte in dieser Funktion bereits mit dem Betriebsrat zu tun. Meine Wahl in den Betriebsrat betrachtete ich auch als Bestätigung meiner Arbeit.
An eine Freistellung oder gar Wahl zur stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden dachte ich damals nicht. Durch das altersbedingte Ausscheiden meines Vorgängers fiel die Suche nach einer Nachfolge auf mich und ich habe mich nach reichlicher Überlegung für diesen neuen Weg entschieden.
Wie bist du überhaupt Betriebsrätin geworden?
Es war mir schon immer ein Anliegen mich für die Rechte der Kolleg/innen einzusetzen, gute Bedingungen auszuhandeln, Probleme in den zuständigen Gremien vorzutragen und möglichst gemeinsam nach Verbesserungen zu suchen.
Bei der BR-Wahl 2010 wurde ich als Kandidatin vorgeschlagen und erhielt mehrheitlich das Vertrauen, um in das Gremium als ordentliches BR-Mitglied zu kommen.
Deine ersten 100 Tage sind also schon vorbei. Was waren für dich die größten Herausforderungen? Oder was ist der Unterschied zur vorherigen Tätigkeit.
Durch die Freistellung kann ich mich nun ausschließlich um die Belange kümmern, die von den Kolleginnen und Kollegen an den Betriebsrat herangetragen werden.
Als eine der Herausforderungen gehört zum Beispiel die Einführung vom Leistungsentgelt in der Logistik. Hier werden immer wieder Diskussionen sowohl mit den Mitarbeiter/innen als auch mit der Arbeitgeberseite geführt und teilweise hart und zäh verhandelt.
Zurzeit stehen auch wieder die Personalplanungen an. Hier setze ich mich als Betriebsrätin für den Erhalt der Arbeitsplätze und angesichts der aktuellen Marktanforderungen und der ZF-Zukunftspläne für zusätzliche Stellen ein.
Bei den organisatorischen Veränderungen innerhalb der Abteilungen achten wir darauf, dass uns jede Änderung und Planung vorgestellt wird und keine Verschlechterung für die Belegschaft eintritt.
So gibt es natürlich noch jede Menge weiterer Themen, die der Betriebsrat begleitet.
Welche Ziele hast du dir für diese Amtsperiode gesetzt?
Auf jeden Fall möchte ich bei ZF Services Schweinfurt Arbeitnehmerüberlassungsverträge (Leiharbeit) verhindern.
Die Arbeitsbedingungen für die Belegschaft müssen verbessert werden. Das BGM bietet dazu die Möglichkeit. Ein fortschrittliches Unternehmen ist sich bewusst, dass zufriedene und motivierte Mitarbeiter ob in Führungsfunktionen oder als Hilfspersonal ein entscheidendes Kriterium für dauerhaft hohe und qualitativ gute Leistungen sind. Das Unternehmen sollte daher nicht nur die Umsatzzahlen im Blick haben, sondern mit der ZF Kultur die Mitarbeiter/innen wieder mehr in den Fokus stellen. Auch unser Akku leert sich und muss ab und zu aufgeladen werden. Ich kann nicht immer mehr fordern, es braucht auch den Freiraum der Erholungsphasen und kreativen Mitgestaltungsmöglichkeit.
Warum ist es für dich wichtig bei der IG Metall aktiv zu sein?
Wir können im Betriebsrat die Dinge nicht alleine durchsetzen. Dafür brauchen wir die Solidarität der Arbeitnehmer, die fachliche Kompetenz und wirtschaftliche Stärke durch eine starke Gewerkschaft als Partner zur Unterstützung.
In den vielseitigen Kreisen der IG Metall, vom Arbeitsschutz bis Frauenteam, erhalten wir Informationen zu aktuellen Themen und können uns mit den Kolleg/innen der anderen Betriebe zum eigenen Nutzen austauschen. Mit dem Bildungsprogramm der IGM stärken wir unsere Kompetenz und können uns wirtschafts- und betriebspolitisch weiterbilden und uns jeweils auf dem aktuellen Stand halten.
Du bist ja ehrenamtlich nicht nur bei der IG Metall aktiv, sondern auch sonst bist du eine sehr engagierte Frau. Wir kriegst du das alles mit deinem Privatleben in Einklang?
Mein Mann hat viel Verständnis dafür und ist auch selbst ehrenamtlich aktiv. Die Kinder sind erwachsen und beanspruchen mich nicht mehr oft.
Da mir alle diese Tätigkeiten Freude bereiten, ist es selbstverständlich, dass ich mich engagiere. Wenn sich dann auch ab und an ein Erfolgserlebnis einstellt, haben sich die Mühe und der Einsatz gelohnt. Gerade angesichts der Situation für Arbeitnehmer/innen, die wir durch die Berichterstattung der Medien aus aller Welt täglich geliefert bekommen, bin ich mir bewusst, dass unsere führende wirtschaftliche und soziale Rolle in der Welt nicht nur kompetenten Firmenleitungen sondern auch den vielen gewerkschaftlich aktiven Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in den vergangenen Jahrzehnten zu verdanken ist.
Zum Schluss: aktive Frauen gibt es in der IG Metall viele, allerdings sind die Spitzenpositionen immer noch männlich. Was muss sich deiner Ansicht ändern, damit dies endlich anders wird?
Der Weg dorthin ist steinig und erfordert von den Frauen Qualifizierung und Mut.
Wir Frauen müssen mehr Präsenz zeigen und bei den Themen mitreden und dazu Stellung nehmen. Die Erfolge zeigen sich in kleinen Schritten. Die Zeiten als Männer Beschlüsse gefasst und die Frauen diese umgesetzt haben, sind vorüber. Bei den Studiengängen zeigt sich bereits eine Wende, da viele Frauen Interesse an den früher üblichen Männerberufen haben. Wenn wir uns qualifiziert und solidarisch einbringen, werden wir von der Männerwelt wahrgenommen und bekommen auch Chancen in die Spitzenpositionen vorzudringen. Dieser Weg wird jedoch kein leichter sein
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Wenn es Frau Merkel bis in die Spitze geschafft hat, können dies noch viele andere Frauen erreichen - es muss ja nicht gleich Bundeskanzlerin sein