Was sich alljährlich im Schweinfurter Konferenzzentrum Mitte Oktober abspielt ist an sich beeindruckend. In diesem Jahr war es grandios, schon der Größe wegen: die IG Metall Jubilarehrung für 40, 50 und 60jährige Mitgliedschaft mit einer Rekordanzahl von sage und schreibe 515 Jubilaren!
Der 2. Bevollmächtigte Jens Öser errechnete in seiner Begrüßung 22 580 Jahre Mitgliedschaft in der IG Metall. Eine Zahl, die in etwa der derzeitigen Mitgliederstärke der Verwaltungsstelle entspricht. Öser dankte für die Treue auch in schwierigen Zeiten, die man gemeinsam bewältigt habe. Ohne Euch gäbe es die IG Metall in dieser Stärke nicht, sagte Öser unter dankbarem Applaus der Gelobten.
Obwohl natürlich nie alle Jubilare am gleichen Termin da sein können, musste erstmals die komplette Kapazität des Konferenzzentrums, bestehend aus großen und kleinem Saal, genutzt werden, um allen Gästen Platz anbieten zu können. Klar ist aber auch, dass es aus zeitlichen Gründen unmöglich ist, jeden einzelnen Jubilar vor versammelter Mannschaft zu ehren. Deshalb hat sich die Tradition herausgebildet, Vertreterinnen und Vertreter aus unterschiedlichen Jahrgängen, Betrieben und Regionen stellvertretend für alle vor allen zu ehren und ein kleines Gespräch zu führen. Diese Rolle füllte der 1. Bevollmächtigte Peter Kippes wieder souverän und unterhaltsam aus.
Kippes stellte zunächst fest, dass nicht nur die Anzahl der diesjährigen Jubilare beeindruckend sei, sondern auch die Prominenz der zu Ehrenden qualitativ und quantitativ alle bisherigen Rahmen sprenge. So wurden erstmals mit Gerhard Tollkühn (50 Jahre) und Klaus Ernst (40 Jahre) zwei ehemalige 1.Bevollmächtigte der Verwaltungsstelle gemeinsam geehrt. Dazu gesellten sich eine ganze Reihe von noch aktiven und schon ausgeschiedenen freigestellten Betriebsräten zu den Bevollmächtigten auf die Bühne zum Interview mit Peter Kippes. Unter ihnen eine breite SKF-Riege mit Horst Albert (60), Bernd Blendel (50), Peter Then (50) und Bernd Keil (40), die Kolleginnen Rosl Pflaum (40, FAG Eltmann), Irene Winkler (40, ZF Sachs), Bernhard Omert (40, Siemens NES), Günter Hassfurter (40, Bosch Rexroth) und das Ehepaar Pönisch (FAG), das einen besonderen Rekord aufstellte. Beide, Helga und Werner, wurden für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Eine wunderbare Einmaligkeit.
In den Interviews kamen einige Anekdoten zum Vorschein, die den Sinn und das Wesen der IG Metall charakterisieren. Irene Winkler erzählte wie sie gemeinsam, mit den Kolleginnen beim Sachs in der 70er Jahren gleichen Lohn für gleiche Arbeit für 600 Frauen durchsetzte, indem sie höher gruppiert wurden. Gerhard Tollkühn rief den legendären Marsch nach Bonn in Erinnerung. 1993 machten sich 43 Metallerinnen und Metaller auf dem Weg nach Bonn, um Hilfen für Schweinfurt einzufordern, nachdem die Industrie Tausende in der Krise entließ. Die SKF-Riege, allen voran Peter Then, erinnerten sich an den wilden Streik bei SKF 1988, der sich erfolgreich um das freie Wochenende drehte.
Die Festrede bei guter Laune hielt der DGB Regionsvorsitzende Frank Firsching, der es wieder einmal verstand bei seinem Streifzug durch die Geschichte Unterhaltung und politischen Inhalt miteinander zu verknüpfen. Die Gäste dankten es ihm mit einem kräftigen Applaus als Firsching mit Berthold Brecht seine Rede schloss: Nicht betteln, nicht bitten, nur mutig gestritten, es kämpft sich nicht schlecht, für Arbeit und Recht!
Nicht unerwähnt bleibt die gelungene musikalische Umrahmung der würdigen Ehrung durch die Schweinfurter Seniorenband und den ausgezeichneten Service des Konferenzzentrums.
Frank Firsching sprach zu Beginn seiner Rede nicht umsonst von einem echten Höhepunkt im gewerkschaftlichen Kalenderjahr.