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IG Metall Schweinfurt - 1. Mai - Schweinfurt ist bunt

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1. Mai
Schweinfurt ist eindeutig bunt, nicht braun!

10.000 auf der Straße, ein Spektakel wie es Schweinfurt wohl noch nie erlebt hat

Der 1. Mai in Schweinfurt10 000 Menschen gingen aus Protest gegen den Neonazi-Aufmarsch auf die Straße. Es blieb friedlich.

Gewaltig war die Angst nicht nur unter den ausländischen Mitbürgern. Polizei und städtisches Ordnungsreferat hatten in den letzten Wochen vor Straßenschlachten in Schweinfurt gewarnt. Anlass war die Ankündigung der rechtsextremen Szene, ihr Gedankengut am 1. Mai bei einem Umzug durch die Straßen der Stadt zu tragen – und zwar bei der zentralen Veranstaltung für ganz Süddeutschland.

850 Braune kamen dann auch, einige Hundertschaften der Autonomen standen auf der anderen Seite der Absperrungen. Doch während die Extremen aus beiden Lagern sich aus mehreren Bundesländern und dem benachbarten Ausland rekrutierten, bekannten sich 10 000 Schweinfurter zu Demokratie und Freiheit.

Um 10 Uhr startete das Bunte Bündnis seinen riesigen Zug über die Maxbrücke Richtung Innenstadt. „Nazis raus“ skandierte die Menge abwechselnd mit „Schweinfurt ist bunt“. Der neue Oberbürgermeister Sebastien Remelé führte den Zug zusammen mit den Bundes- und Landtagsabgeordneten der Region, den Dekanen der beiden großen Kirchen und DGB-Regionschef Frank Firsching an, dessen DGB das bunte Bündnis initiiert hatte. Nie zuvor hat die Stadt so viele Menschen auf die Straße gebracht, um den Nazis ihre geballte Ablehnung zu zeigen.

Fast eine Stunde lang (über-)füllte sich der Zeughausplatz, auf dem die zentrale Kundgebung des Aktionsbündnisses „Schweinfurt ist bunt, nicht braun“ stattfand. 80 Verbände und Vereinigungen hatten sich angemeldet, darunter Parteien und Gewerkschaften, Kirchen und Sportverbände, die drei Schweinfurter Partnerstädte, aber auch Exoten wie der Schweinfurter Fanclub St. Pauli. Ausgeklinkt hatte sich nur die CSU, der die Veranstaltung zu linkslastig erschien. Das jedoch hielt einige Stadträte mit CSU-Stadtratsfraktionschef Stefan Funk nicht ab, teilzunehmen, Funk gar an seinem 50. Geburtstag.

Als erster Redner erinnerte der ehemalige KZ-Häftling Ernst Grube an den Auftrag aus der deutschen Geschichte, schon den Anfängen einer braunen Bewegung zu wehren. So sah dies auch die Vorsitzende des Integrationsbeirat Ayfer Fuchs: „Ich bin stolz eine Schweinfurterin zu sein“, sagte sie angesichts der Massen zum klaren Bekenntnis gegen Rechts.

Der neue Oberbürgermeister Sebastian Remelé meinte an seinem ersten Arbeitstag, dass es ihm nicht bange werden müsse, angesichts der tollen Beteiligung. Zu den ausländischen Mitbürgern sagte er auf Deutsch und Türkisch: „Wir wollen und brauchen euch“. Der evangelische Dekan Oliver Bruckmann hoffte, dass den Nazis bei ihrer Versammlung am Schuttberg klar werde, was ihre Ideologie mit dem Zweiten Weltkrieg angerichtet hat. Für den Hauptveranstalter DGB sprach Frank Firsching: „Ganz Schweinfurt ist auf den Beinen. Das ist das Großartigste, was uns passieren konnte.“

Das Konzept der Polizei ging eindrucksvoll auf: Ein bisher einmalig starkes Polizeiaufgebot von vermutlich um die 1500 Beamten verhinderte erfolgreich die dauernden Versuche von rund 700 Linksautonomen, den Marschweg der rund 850 Rechtsextremen im Westen der Stadt, weit weg vom bunten Zug zu erreichen. Schon früh morgens waren sämtliche Nebenstraßen abgesperrt und „bewacht“. Bei Vorkontrollen an allen Einfahrtstraßen und im Hauptbahnhof wurden einige tausend Personen kontrolliert und auch gefährliche Gegenstände beschlagnahmt.

Fazit am Abend, als die Nazis um 17 Uhr wieder weg waren: 43 vorläufige Festnahmen, acht rechts, 35 links. Einige leicht Verletzte bei der Polizei und bei den Linken. Direkter Kontakt blieb nur den Anwohnern am rechten Marschweg. Und sie drückten mit Aufschriften auf Bettlaken und Rufen aus, was fast alle Schweinfurter denken: „Nazis raus“.

Quelle: Main Post