Seite druckenFenster schließen

IG Metall Schweinfurt - Jubilarehrung 2009

AktuellesKontaktInhaltsverzeichnis

Jubilarehrung 2009 im Konferenzzentrum

Zusammen mit 289 Jubilaren feierten wir auch dieses Jahr wieder unsere Mitglieder für 40-, 50-, 60- und 80 jährige Treue.

 v.L.n.R: Klaus Ernst, Friedrich Schaffland, Detlef Hensche,
Gerhard Ruppert, Peter Kippes, Annemarie Geyer,
Frank Firsching, Lothar Otte, Helmut Nickel
Freiheit ist ohne Solidarität nicht denkbar Die IG Metall Schweinfurt ehrt 289 Mitglieder für 40-, 50-, 60- und 80-jährige Treue

Eigentlich habe er gezögert, als er gefragt wurde ob er die Festrede bei der Jubilarehrung der IG Metall halten würde, so Detlef Hensche, bis 2001 Vorsitzender der IG Medien. Umso beeindruckender war dann aber sein Vortrag der von den 289 zu ehrenden Mitgliedern, die für 40-, 50-, 60- und 80-jährige Treue geehrt wurden, immer wieder von Beifall unterbrochen wurde.

Traditionell werden einige der anwesenden Jubilare, sozusagen stellvertretend für alle, von Klaus Ernst, dem 1. Bevollmächtigten der IG Metall zu Beginn der Veranstaltung persönlich geehrt. Mit Annemarie Geyer, die mit 89 Lebensjahren die älteste Anwesende an diesem Nachmittag war, ehrte er eine ehemalige Star Mitarbeiterin für 50 Jahre Mitgliedschaft. Sie freue sich schon geraume Zeit auf diesen Nachmittag mit der Hoffnung diesen „jugendlichen und sympathischen“ Mann von der Gewerkschaft (Ernst) mal persönlich kennen zu lernen.

Gleich alt und schon 60 Jahre Mitglied in der IG Metall ist Friedrich Schaffland, der seine berufliche Tätigkeit bei Siemens in Bad Neustadt als Werkzeugrevisor bestritt. Nachgefragt, wie die jüngsten Bestechungsvorwürfe an Teile seines früheren Arbeitgebers auf ihn gewirkt haben, antwortete er mit Kopfschütteln und Empörung. So etwas sei aus seiner Sicht früher unvorstellbar gewesen. Auf Nachfrage von Ernst verneinte er in den langen Jahrzehnten seiner Mitgliedschaft auch mal gravierende Meinungsverschiedenheiten mit „seiner“ Gewerkschaft gehabt zu haben.

Mit Helmut Nickel wurde dann ein noch aktiver Mandatsträger für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Nickel ist bei ZF Sachs beschäftigt. Dort seit 2001 stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. Nickel ist Mitglied des IG Metall Ortsvorstandes und in einigen weiteren wichtigen gewerkschaftlichen Gremien aktiv. Was denn nach seiner Ansicht Schweinfurter Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter von anderen unterscheidet, wurde er von Ernst gefragt? Für Nickel ist es ganz ohne Zweifel der Zusammenhalt, auch über Betriebsgrenzen hinaus. „Wenn es gilt, dann stehen wir für einander ein. Egal welche Arbeitsplätze bedroht sind – oder welcher Arbeitgeber seine Leute einschüchtert oder provoziert“, so Nickel. Das liege zum Einen an der oft jahrzehntelangen gemeinsamen Arbeit, aber auch an der persönlichen Verbundenheit und den vielen freundschaftlichen Kontakten innerhalb der IG Metall.

Mit dem Festredner Detlef Hensche konnte die IG Metall Schweinfurt ein politisches Schwergewicht für die Jubilarehrung gewinnen. Und fast hätte man glauben können er sei noch mitten in seiner Tätigkeit als Vorsitzender der IG Medien und die Einschätzungen zu den tagespolitischen Entscheidungen seien so präzise von einem führenden Gewerkschafter zu erwarten gewesen. Hensche zeigte sich erwartungsgemäß nicht erfreut über den jüngst vorgelegten neuen Koalitionsvertrag. „Da feiern, als sei nichts gewesen, an vielen Stellen die gleichen alten falschen Rezepte fröhliche Urstände“ so Hensche. Für die Mehrheit der Menschen müsse es sich zynisch anhören, wenn unter dem Verweis auf mehr „Eigenverantwortung und Freiheit“ in Wahrheit doch wieder nur soziale Leistungen gekürzt und die seit Jahrzehnten anhaltende Umverteilung von gesellschaftlichem Reichtum zugunsten der Vermögenden anhalten und gar beschleunigt werden soll. „Freiheit bedeutet für uns im Alter, nach 30, 40 und mehr Jahren harte Arbeit, ein auskömmliches Leben. Freiheit bedeutet für uns im Krankheitsfall Hilfe ohne Rücksicht auf den eigenen Geldbeutel. Und Freiheit bedeutet für uns vor allem Solidarität“ so die Meinung des Redners. Wer viele Jahrzehnte Mitglied in einer Gewerkschaft sei, für den gelte dieser Begriff etwas. Die Stärkeren für die Schwächeren. Gemeinsam für das gleiche Ziel, dass sei ein Rezept für die anstehenden Fragen.

Hensche verwies dabei auf ein in diesem Jahr in Gewerkschaftskreisen beachtetes Jubiläum, die Einführung der 35 Stunden-Woche. Diese Reduzierung der allgemeinen Wochenarbeitszeit sei nach seiner festen Überzeugung nach wie vor die humanste, effektivste und ökonomisch vernünftigste Antwort auf die Rationalisierungseffekte, die moderne Produktion und Dienstleistungen mit sich brächten. „Reduziert wird die Arbeitszeit ja sowieso – bloß leider mit der Entlassung von Beschäftigten auf Null Stunden“. Besser wäre die gleichmäßigere Verteilung auf Alle.

Hensche räumte ein, dass dieses Thema auch in Gewerkschaftskreisen ein „sperriges“ sei, nichts desto trotz aber wieder auf die tagespolitische Agenda gehöre. Frank Firsching überbrachte als frisch gewählter Vorsitzender der neuen DGB Region Schweinfurt/Würzburg die Grüße und die Annerkennung der anderen Einzelgewerkschaften und des Dachverbandes. Firsching zeigte sich einmal mehr beeindruckt von der in der Versammlung abgebildeten Treue für die Weiterentwicklung von Arbeitnehmerinteressen.

Klaus Ernst bedankte sich noch bei der Schweinfurter Seniorenband, die schon seit vielen Jahren den kulturellen Rahmen der IG Metall Jubilarehrungen gestalte. Dies geschehe, manchmal aus gesundheitlichen Gründen in unterschiedlicher Besetzung – aber immer vorzüglich. Diesmal wurden die Musiker durch einen regelrechten „Star“ ergänzt: Ed Sperber, Schweinfurter Jazz-Legende, gab sich die Ehre zur Freude wirklich aller beeindruckter Anwesenden.